Die Federkielstickerei in Südtirol

2. Februar 2017 at 12:46
Federkielstickerei

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Bei der typischen Südtiroler Federkielstickerei handelt es sich um eine altehrwürdige und filigrane Handwerkskunst, die vor allem im späten 19. Jahrhundert im gesamten alpinen Raum weitverbreitet war. Vor der heute alltäglichen Nutzung moderner Stickmaschinen benutzte man damals fein gespaltene Kiele der Oberschwanzfedern von Pfauen, um mit diesen speziell Lederwaren aller Art reichhaltig sowie kunstvoll zu schmücken und zu verzieren. Hauptsächlich Geld- und Handtaschen sowie Lederhosen, Gürtel und klassische Kleidungsstücke der lokalen und regionalen Trachten wurden auf diese Weise teilweise über Monate aufwendig bearbeitet. Besonders schöne und gelungene Stücke galten als wertvolle Statussymbole und erzielten beim Verkauf Höchstpreise, die leicht den Gegenwert eines heutigen Kleinwagens erreichen konnten.

Im Sarntal haben die alten Handwerkskünste bis heute überlebt

Kostbare antiquarische Lederprodukte mit Federkielstickereien, die in der Regel über mehrere Generationen vererbt wurden, befinden sich heute zumeist in Privatbesitz und werden gelegentlich auch zu festlichen Anlässen noch in der Öffentlichkeit getragen. Manche prachtvolle alte Stücke können in den Heimatmuseen des Alpenraums besichtigt werden. Bis heute ein örtlicher Schwerpunkt des traditionsreichen Kunsthandwerks ist das Sarntal (Val Sarentino) im Zentrum Südtirols nördlich von Bozen und östlich von Meran. In noch immer stark ländlich geprägten Gemeinden und Ortschaften wie Aberstückl, Durnholz, Essenberg, Gentersberg, Innerpens, Kandelsberg, Muls, Nordheim, Öttenbach, Putzen, Reinswald, Sarnthein, Trienbach, Unterreinswald, Vormeswald und Weißenbach wird die Federkielstickerei mitunter noch heute betrieben.

Geduld, Erfahrung und Geschick sind das Geheimnis jeder Federkielstickerei

Im Sarntal wird die Federkielstickerei heute genau wie die Holzbildhauerei und die Weiterverarbeitung von Loden jedoch nicht mehr als bäuerlicher Nebenerwerb, sondern hochprofessionell angegangen. So erfordert der offiziell anerkannte Beruf Federkielsticker eine mehrjährige Lehrzeit, die Handwerker sind in ganz Südtirol gefragte Spezialisten. Bestickt werden die Lederhosen und Trachtengurte erst, nachdem der Entwurf mit weißer Tusche fein säuberlich auf das entsprechende Lederteil aufgezeichnet wurde. Dann werden mit einer flachen Ahle in geduldiger Feinarbeit langsam Loch für Loch und gründlich Stich für Stich mit jeweils verschiedenen Fadenbreiten gestickt. Erst mit einiger Erfahrung beherrschen die Federkielsticker das gekonnte Zusammenspiel aus Ziernähten und feinen Ornamenten mit den klassischen Tier- und Sachmotiven. Vor allem das Ausfüllen der Zwischenräume mit winzigen Stichen („Tupfen“) sorgt dafür, dass ein fein bestickter Trachtengurt leicht über 150 Arbeitsstunden beanspruchen kann.

Ein Stück gesticktes Südtirol kann man sich aus dem Urlaub mitbringen

Wer sich also ein typisches Andenken aus dem schönen Südtirol mit nach Hause nehmen möchte, dem sei eine zeitlose Federkielstickerei wärmstens ans Herz gelegt. Neben den sehr kostspieligen Trachten, die auch nur auf Vorbestellung angefertigt werden, bieten die meisten ortsansässigen Betriebe inzwischen auch kleine, aber trotzdem gewissenhaft und sorgfältig gearbeitete Artikel an. Gut als langlebige Souvenirs eignen sich zum Beispiel mit Namen oder Titeln individuell bestickte Gürtel, Geldtaschen, Handtaschen, Hosenträger, Fotoalben und Schlüsselanhänger aus echtem Leder bester Qualität.