Sehenswürdigkeiten in Graun
Im äußersten Südwesten Südtirols gelegen, ist die Gemeinde Graun mit ihren Fraktionen Reschen, St. Valentin an der Haide, Rojen, Langtaufers und Reschenpass die flächenmäßig drittgrößte Gemeinde des Landes. Allerdings leben in Graun im Vinschgau nur 2.500 Einwohner. Bekannt für seinen im See versunkenen Kirchturm, steckt hinter dieser bedeutendsten Sehenswürdigkeit des Ortes eine tragische Geschichte. Neben dem historisch interessanten Kirchturm, bietet Graun noch weitere Sehenswürdigkeiten, z.B. den idyllischen Haidersee, die Kapelle zur Hl. Anna und die Bunkeranlagen aus den 1930er-Jahren.
Der versunkene Turm im See
Foto: Joujou / pixelio.de
Der schöne Reschensee mit seinem romanischen, aus dem Wasser ragenden Glockenturm ist das Wahrzeichen von Graun. Für viele Südtiroler ist der versunkene Turm aus dem 14. Jh. allerdings kein idyllisches Postkartenmotiv, sondern Symbol für den faschistischen Unrechtsstaat Italien der 50er- und 60er-Jahre. 1950 errichtete die italienische Regierung in Graun kurzerhand einen Stausee, um aus Wasserkraft Strom zu produzieren. Die Naturseen von Graun und Reschen wurden zu einem großen See aufgestaut – und das gesamte Dorf Graun und das umgebende fruchtbare Ackerland geflutet. Vorher wurden die meisten Häuser des Örtchens gesprengt und die 1.200 Bewohner umgesiedelt. Viele Familien mussten auswandern und verloren ihre Existenzgrundlage. Für die Menschen in „Neu-Graun“ ist der Reschensee auch nach 60 Jahren noch ein Fremdkörper. Nichts desto trotz ist der Turm, das letzte Überbleibsel von Alt-Graun, sehenswert. Im Winter, wenn der Reschensee zufriert, kann man diesen auch aus der Nähe betrachten.
Kapelle zur Hl. Anna
Die im Jahr 1521 eingeweihte, gotische Kapelle zur Heiligen Anna liegt unweit des neuen Ortszentrums, hinter dem Hotel „Goldener Adler“ auf einem kleinen Hügel. Archäologen vermuten an der Stelle des heutigen Kirchleins einen Vorgängerbau oder eine Kultstätte. Auf der Außenwand der Kapelle ist ein Fresko zu erkennen, das um 1600 entstanden sein dürfte und den altkirchlichen Märtyrer Georg darstellt. Auch der im Jahr 1596 gestiftete Altar mit Darstellungen der Mariä Verkündigung, der heiligen Sippe, des Jakobus, des Johannes des Täufers und der Heiligen Agnes kann besichtigt werden. Schön auch der weite Blick vom Hügel aus über den See bis ins obere Vinschgau.
Haidersee
Der Haidersee liegt, idyllisch von Wiesen und Spazierwegen umgeben, etwas südlich vom Reschensee und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien. Rund um den See führt eine Nordic-Walking und Wanderstrecke und auch der See selbst lockt Sportler an: Segler, Kitesurfer und Fischer tummeln sich auf der Wasseroberfläche. Weil der See im Winter oft schon im November eine tragfähige Eisschicht bildet und stets ein Lüftchen weht, ist der See inzwischen auch zum Hot-Spot für Eissegler und Snowkiter geworden.
Etschquelle-Bunker Nr. 20
Zum Schutz vor Hitlerdeutschland ließ Benito Mussolini ab Mitte der 30er-Jahre den sogenannten „Alpenwall“ bauen. Unter strenger Geheimhaltung entstanden an der Reschengrenze 46 Militärbauten – Panzersperren und Bunker, Gefechtsstände und Kasernen. Auch der Bunker Nr. 20, wenige Gehminuten von der Ortschaft Reschen entfernt, war Teil dieses Verteidigungswalls. Bis 1991 hielten NATO-Soldaten den Bunker in Betrieb, seit 2011 ist der geheimnisumwitterte Bunker auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Sommers wie winters finden Führungen statt, Reservierungen nimmt der Tourismusverein (Tel.: 0473 633101) entgegen.